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Jahresanfang – gute Vorsätze und deren Verschiebungen

Gast-Zauberin Sindy Herrmann findet über Glückskeks-Botschaften die echte Wahrheit.

Es ist wieder einmal ein neuer Jahresanfang und damit die Zeit der guten Vorsätze gekommen.

In dieser Zeit beschäftigen wir uns viel, mit dem was war und dem, was kommen wird – und machen Pläne (Urlaubspläne, Bildungspläne, Projektpläne, neue ToDo-Listen.)

Viele Kalendersprüche kreuzen in dieser Zeit unsere Wege – manche sind so passend, dass sie in dem Moment genau auf unsere Lebenssituation anwendbar sind, andere sind abgedroschen und allgemeingültig und man hat sie schon tausend mal gehört.

Genauso ist es wohl mit den guten Vorsätzen für das neue Jahr. Dazu fielen mir ein paar Kalendersprüche in die Hände, die mich doch zu einer ganz anderen Einsicht haben kommen lassen.

Ich habe eigentlich noch nie wirklich an den Zeitpunkt des Jahresanfangs für solche Vorsätze geglaubt, irgendwie gab es doch immer andere Situationen im Jahr, in denen man sich einfach etwas vornimmt und es dann wie von selbst klappt – weil man es in dem Moment verfolgt und auch wirklich will, dass sich was verändert.

Ich habe mir nun also dieses Mal beim Neujahrsprosting vorgenommen, ein paar Dinge zu ändern. Also versuche ich es in diesem Januar einfach damit, die guten Vorsätze zu verfolgen.

Da kreuzt der erste Glückskeksspruch in unserer Silvesternacht meinen Weg –

Allen Anfängen wohnt ein Zauber inne!

Der ist gut, ein bisschen Zauberei kann mir bestimmt helfen, mit der Genusszigarette aufzuhören. Doch, welchen Zauber hat es, wenn das Ziel nur mit Magie erreichbar zu sein scheint? Ich sollte besser verzichten – mich disziplinieren, stark sein – Keine Ahnung, ob ich das bis zum Jahresende durchhalte. Und überhaupt, wenn ich es so sage – „Genusszigarette“ – das hört sich voll nach Wellness an, etwas, dass man sich doch so gerne gönnen möchte. Ich scheitere also noch am selben Abend. Ein bisschen Genuss muss schließlich sein.

Ich lege fest, am 2. Januar mit dem Verzicht anzufangen – heute ist ja schließlich noch Feiertag. Ich feiere also den Genuss noch einen Tag – und finde, wie durch magische Zauberhand den Spruch

„Wir sollten manchmal einfach das tun, was uns glücklich macht und nicht das, was am besten ist. „

Tatsächlich lese ich am nächsten Tag in einem Ratgeber, dass Genuss wichtig ist und Verzicht auf Dauer eher krank macht, da es um ein glückliches Leben geht- da haben wir es ja! Obwohl, auf die Zigarette angewandt würde das ja heißen, dass der Verzicht darauf eher krank macht – also besser rauchen, dann ist die innere Harmonie gewahrt!

Welch großartige Dialektik der guten Vorsätze! Dann würde die Zigarette eher seelische Gesundheit bedeuten!

Oder, wie Buddha einst philosophiert haben soll:

„Genuss bringt das Nirvana, nicht der Verzicht“.

Ob das der richtige Ansatz für mein Vorhaben ist?

Aber wie stehen sich nun Genuss und Verzicht gegenüber – das eine aufgeben, um das andere unter Krampf, Schweiß und Selbstdisziplin zu verfolgen? Während ich so nachdenke, stecke ich mir genussvoll meine „Kreativzigarette“ an.

Das Wichtigste scheint mir doch zu sein, wie bei allem im Leben, die Balance zu wahren. Aber, gibt es das überhaupt? Die Balance zwischen Genuss und Verzicht? Ich recherchiere im Internet und stoße bei dieser Frage auf die Gedanken des Benediktinermönchs Anselm Grün, der eine spirituelle Herangehensweise bei seiner Auslegung des Evangeliums unter Einfluss asiatischer und christlicher Mystik verfolgt. Sein Ausspruch:

„Wer nicht verzichten kann, kann nicht genießen, Wer aber so auf das Verzichten fixiert ist, dass er das Genießen vergisst, wird ungenießbar.“

Dann versteife ich mich mal lieber nicht auf den Verzicht, vielleicht verliere ich dann noch ein paar Freunde, weil ich so unausstehlich geworden bin? So, nun habe ich endgültig meine guten Vorsätze „wegphilosophiert“? Vielleicht steckt ja zu Beginn einer Sache doch Magie und Mystik dahinter zum Ziel zu gelangen – ich meine, mir war ja auch irgendwie von Anfang an klar, dass ich das mit dem Verzicht nochmal verschiebe. Aber DAS habe ich mir ganz fest vorgenommen – und fange im Februar damit an!

Sindy Herrmann sitzt auf einer Mauer und hält eine Kamera. Sie schaut auf die rechte Seite und hat ein Bein auf der Mauer angewinkelt.
Gast Autorin Sindy Herrmann
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Von der Gastzauberin zur Zauberbloggerin schreibt sich Sindy an der Seite von Steffi, Carolinde, Susanne und Birk in der Eisenacher Kolumnenwelt ein. Dabei macht es ihr Spaß, über Popkultur und Ästhetik und über das Große Ganze und das Kleinen Alltägliche nachzudenken. Auf der Suche nach Pop, Sub, Tief- und Hochkultur teilt sie hier ihre Gedanken und Erlebnisse in und um Eisenach. Sindy lebte und studierte über 15 Jahre in Berlin und Brandenburg, bevor sie wieder in die alte Heimat zurückkehrte. Und hält es mit da mit dem Motto: Wir brauchen nichts gerade - nur ein wenig Leichtsinn und Mut, der Rest wird von alleine gut...

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