Auf dem Spielplatz wachsen Bücher
Schaukeln macht selig, selbstvergessen und lässt Flügel wachsen… Lesen kann das aber auch! Den Kopf in die Wolken recken – dort wahrhaftig, hier sinnbildlich – und die Welt aus andren Blickwinkeln sehen – was Wunder, wenn Spielplätze und Bücher sich also plötzlich zusammentun?
Nach der Idee von OT-Bürgermeisterin Gisela Büchner bezog im letzten Sommer die belesene „Eulinde“ ihren ersten Stammplatz in Hörschel. Am vergangenen Montag gab sie sich nun auch auf dem Spielplatz an der Eisenacher Heinrichstraße die Ehre, dieses Mal als echter „Bücherbaum“, auf dem oben Nüsse reifen, während unten schattige Sitzflächen zum Schmökern einladen. Erst der Blick in die Regale, dann ein zielsicherer Griff und schon hat eine kleine Leseratte die „Eiskönigin“ in der Hand, vertieft sich der 10-jährige Louis aus der Oststadtschule sofort in eine abenteuerliche „Jungsgeschichte“ und sein jüngerer Bruder Tim ins Märchenbuch. Bücher sind wie „fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie“ und eigentlich unverzichtbar für Klein und Groß. Neben Wippe und Klettergerüst hockend freuen sich wohl auch manch‘ Mama oder Papa, die ihren Nachwuchs zum Spielplatz begleitet haben, über das Angebot unterhaltsamer Lektüre. Noch ist der teils aus Bibliotheksbestand, teils aus der städtischen Musikschule und Privatbesitz stammende Inhalt des Bücherbaums recht übersichtlich, doch darf und soll gern getauscht, ergänzt und angereichert werden! „Großartig“, fand eine Besucherin, „es gibt so viele ausgelesene Bücher, die wir nicht wegwerfen wollen. So kriegen sie neue Liebhaber!“
Das ambitionierte Projekt des Fördervereins der Eisenacher Stadtbibliothek erntet viel Zuspruch. Als das von Tischlermeister Rainer Bopp selbstgefertigte Unikat enthüllt wurde, waren die Anwesenden – OB Katja Wolf, Bildungsdezernent Ingo Wachtmeister, Astrid Weimer von der Stabstelle Soziale Stadt, Tino Richter und Joachim Press vom Vorstand der Wartburg-Sparkassen-Kultur-Stiftung u. a. – so ziemlich einer Meinung: „Junge Menschen zum Lesen animieren, das kann man nur unterstützen!“ Besonders freute sich Ilka Wolfram, Leiterin des Jugendclubs „East End“, der für den Bücherbaum in der heimischen „Hood“ sehr gern die Patenschaft übernahm: „Eulinde ist ein tolles Projekt, daher ist es auch wichtig, dass dort jemand gelegentlich nach dem Rechten schaut!“
In der Tat, das ist es. Denn erstens „gefährdet Lesen die Dummheit“ und zweitens ist „ein Leben ohne Bücher wie eine Kindheit ohne Märchen, wie eine Jugend ohne Liebe, wie ein Alter ohne Frieden“, befindet der Germanist und Aphoristiker Carl Peter Fröhling… Gespannt darf man darauf warten, an welcher Stelle wohl der nächste „Bücherbaum“ seine Wurzeln schlägt.