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Handwerker, wo seid ihr?

Maskulin und so rar wie Goldstaub: Handwerker

Sie sind wie Goldstaub, bewirken echten Nutzen und besitzen echten Sex-Appeal – ran ans Handwerk, meint Zauberin Susanne Krauß

Wir können fast alles, wir wissen fast alles – zumindest wissen wir „auszugoogeln“, was wir halt nicht wissen, und dann können wir‘s… Solcher Glaube hat unser Ego gehörig angehoben. Vielleicht  allzu zu hoch? Mit dem „Ich-mache-alles-selbst“ ist das nämlich so eine Sache. Mit nassen Füssen im überschwemmten Bad, eiskalter Heizung im Märchenwinter oder zugiger Terrassentür erstmal festgestellt, dass ohne professionellen Handwerker, dessen teurer Hände Werk man nicht löhnen wollte, partout kein Weiterkommen ist, muss man nun feststellen, dass sie kaum mehr zu haben sind, die Leute, die noch mit Händen „werken“ (was übrigens auch nicht ohne Kopf funktioniert!) – oder sollte man besser sagen: die etwas wirklich Nützliches bewirken. Zugeschüttet jedoch mit Aufträgen, haben Handwerker für Kleinkunden mit Pillepalle-Anliegen kaum Zeit (noch Lust), sind mittlerweile dem Goldstaub an Seltenheit gleich, weswegen manch Kopfakrobat sie oft notgedrungen zu ersetzen versucht. Angeleitet vom Youtube-Video baut er den individuellen Wunsch-Esstisch halt selbst, um schließlich sackig an einer wackligen Euro-Palette zu dinieren, oder er pflastert seine Einfahrt eigenhändig und akzeptiert den Holperstolperweg aufs Grundstück. Suggeriert die Bauanleitung „kannste so machen“,  zeigt die Wirklichkeit prompt „dann wird’s eben Sch…“.

Tja, bisher sind noch nirgends Meister vom Himmel gefallen – aber wo, verdammt, kriegt man einen her, wenn er dringend gebraucht wird? Haaaandwerker! Wo seid ihr? Rar wie sie scheinen, fehlt’s ja offenbar schon der Ausbildung an Sex-Appeal. Warum eigentlich? Abgesehen davon, dass das Tage-gewerk an jedem Feierabend zu sehen ist, zu begreifen, anzufassen und ohne Zweifel Zweck und Nutzen erfüllt, dürften wohl auch die sonnengebräunte Brust und der enorme Bizeps eines Dachdeckers, ja sogar das vielbewitzelte Maurerdekolleté jedem Wohlstandsbauch und der ungesunden Büroblässe eines Schreibtischtäters vorzuziehen sein… Oder? Jedenfalls wird das Leck irgendwo im Rohr auch künftig nicht mit Entertaste zu reparieren sein. Dass Handwerk auch weiter wichtig ist, sollte jedem klar sein, der nicht digital baden möchte oder virtuelle Brötchen essen will. Wie ich am Tag der offenen Tür im Staatlichen Berufsbildungszentrum Bad Salzungen kürzlich erfuhr, werden Azubis der Handwerksbranchen übrigens schon im ersten Lehrjahr gut bis sehr gut bezahlt, haben mittlerweile auch prima Berufschancen, sogar in ihrer Heimatregion, und gelten in der Regel als ungemein sexy.

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