Hundstage.
Die tierische Hitze aus der Sicht eines Hundes.
Wuuaaaauh! Und jetzt erst mal wieder eine Hunderunde vor mich hin dusseln. Der Morgengassigang war zwar erleichternd, aber schon echt schweißtreibend… Hey, wo ist der Napf mit dem frischen Wasser? Meine Chefin kocht sich gerade ihren Kaffee. Einen, der Tote aufweckt, wie sie sagt. Na ja, überprüfen kann das keiner, schließlich liegen hier keine Toten rum. Mal unter uns: die reden ziemlich oft so blödes Zeug, die Frauchen… und natürlich auch die Herrchen, hat mir meine Freundin Taja verraten?
Was Menschen so alles über Hunde denken
Also heute früh beispielsweise geht die Chefin ans Fenster, guckt aufs Thermometer und seufzt, dass es heute wieder mörderisch heiß werden wird. Aber, sagt sie dann, das sei halt so an den „Hundstagen“ im Hochsommer. Hundstage… Wie kommt die Menschheit bloß darauf, für diese Affenhitze ausgerechnet uns, die Hundheit, verantwortlich zu machen? Als ob wir besonders viel Spaß hätten beim Dauerhecheln auf dem Sonnengrill. Ich kann nicht mal die Jacke ausziehen, geschweige denn mich nackig machen! Schwimmbad ist ohnehin tabu, aber selbst an Badeseen und -teichen plärren die Leute schon von weitem, dass am Strand und im kühlen Nass Hundeverbot herrscht. All überall bin ich zwar aufgemalt, aber eben dick durchgestrichen! Fisch, Lurch, Ratte und Biber dürfen, Bellos nicht… hier fängt’s doch schon an mit der Rassendiskriminierung!
Ein Hundebadestrand in der Nähe?
Kann mir mal jemand stecken, wo ich ins Wasser springen und meine 100 Meter Freistil schwimmen darf, ohne dass die Chefin hinterher Strafe blechen muss? Gehen wir beide bei 35° durch die Stadt, glühen mir auf dem kochend heißen Pflaster die Pfoten. Ein Vanilleeis ist zweifellos lecker, bringt aber nicht wirklich Abkühlung, und zudem finden das manche Passanten extrem dekadent… „schau mal, der Hund frisst Eis, und woanders hungern…“ Na ja, da vergeht mir doch der Appetit gleich wieder. Schattige Waldwege? Die werden allmählich rar, wenn’s mit der Dürre so weiter geht! Und lustig murmelnde Bächlein… Fehlanzeige, denn die sind auch längst ausgetrocknet. Es sei denn, man findet noch ein kleines Rinnsal oder ein mageres Pfützchen in kühlen Felstälern wie der Landgrafenschlucht oder bei Drachens nebenan. Aber wie schon gesagt: an der Hitze ist Hund nicht schuld. Wie übrigens auch nicht am „Hundewetter“, dem bekannten Scheißwetter im Herbst, oder an der „Hundekälte“, die dann halt so eisig ist, dass einem die Zunge im Maul einfriert. Ich muss wohl kaum hinzufügen: weder dieses oder jenes, noch die Hundstage, die irgendwie mit Auf- und Untergang des Sirius oder sog. Hundssterns zusammenhängen, haben irgendwas mit uns Hunden zu tun! Wie alle vernünftigen Fellnasen hasse ich Backofen- oder Sauwetter doch genauso sehr wie die Schweinekälte im Winter… Aber Moment mal: Affen und Schweine dürften an alledem ja auch keinerlei Aktien haben… Mannomann, ich fange schon an, mich wie ein Mensch zu benehmen und immer andere Tiere zu beschuldigen! Das wird wohl die Wahnsinnshitze sein…