Gustl gings gut… CategoriesKUNST & KULTUR

Gustl gings gut…

Von Sachertorte, einem feschen Leutnant und Krenfleisch

Freitagabend in Eisenach. Es dämmert bereits, die Luft ist lau und  ich bin ein wenig aufgeregt, denn ich habe ein Date- ein Date mit einem Soldaten aus dem fin-de-siècle, einem echten Soldaten, der auf seine Ehre bedacht ist und nicht frei von Standesdünkel ist. Ein echter Soldat eben. Sogar ein Leutnant…

Leutnant Gustl, entsprungen aus Arthur Schnitzlers gleichnamiger Novelle, hat sich angekündigt mich und 49 andere Zuschauer im Kaufhaus Schwager zu treffen und aus seinem Leben zu berichten.
Die Begrüßung im Kaufhaus durch Frau Schneider und Ihr Team ist bereits standesgemäß und versetzt mich sofort und auf der Stelle ins abendliche Wien. Mit Sekt und Sachersorte im Bauch fühle ich mich bestens eingestimmt.
Und auf einmal mischt sich Leutnant Gustl alias Istvan Vincze im Kostüm aus der Jahrhundertwende ins Café, als sei das ganz normal, bestellt einen Sekt und stürzt, als eine Musik ertönt, auf einen roten Theaterstuhl…

Nun läßt er uns an seinen Gedanken teilhaben, Schnitzlers berühmter innerer Monolg wird zu einem äußeren

Als der Bäckermeister Ihn beim Verlassen des Cafés beleidigt, nimmt er uns mit und durchwankt mit uns zusammen seine schwierigen Stunden.
So stehen wir in der Taschenabteilung mit Ihm auf einer Wiener Straße unter einer Straßenlaterne und erleben seinen inneren Kampf mit – was soll er nur tun? Duellieren kann er sich nicht mit dem Bäckermeister, der dieser ist ja kein Soldat. Also in die Messerabteilung – vielleicht muss Gustl sich selbst umbringen, um die Schmach zu überwinden?
Gehetzt folgen wir dem zerrissenen, melancholischen, aber auch immer wieder humorvollen, sensiblen und dann zuweilen sogar slapstickhaften Gustl alias Vincze. Und erleben staunend die Verwandlung des Kaufhauses, die allein durch Worte gelingt: So wird die Rolltreppe zur Aspernbrücke, die Dekoabteilung hält ein Bild der Geliebten Steffi bereit und in der Bettenabteilung legt sich Gustl zur Ruhe, als wäre es eine Parkbank im Prater. Die offene Bibliothek wird zur Kirche, das Glasdach zum Himmel Wiens und schließlich endet der atemlose Abend (wir alle werden immer wieder angetrieben von Gustl und somit zu seinem kleinen Regiment – Vorwärts, mitkommen, weiter, kommen Sie, kommen Sie!) wieder im Café.
Gustl findet Erlösung (den Bäckermeister hat in der Nacht der Schlag getroffen) und bleibt trotz aller Zweifel der eitle Soldat der er ist, der sich ins nächste Duelle begeben will. „Dich hau ich zu Krenfleisch!“, sind seine letzten Worte – unsere letzten Gedanken sind: Bitte mehr davon!

Kaufhaus und Theater – definitiv eine Kombination, die weitergehen soll!

Artikel: Carolinde
Foto: Kaufhaus Schwager

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