Ziemlich cooles Geburtstagspräsent für Beethoven
„Sing mit!“ Chor-Projekt beteiligt sich beim Konzert „Total Beathoven 2020!“ in Gotha
EISENACH/ GOTHA. Verstaubt und von gestern? Von wegen! Würde sich Beethoven heute ans Klavier setzen, wäre er ein Star, sein Künstlername vielleicht wirklich „Beathoven“, sicher hätte er eine riesige Fangemeinde… und vor allem ein Hörgerät. Damit wäre ihm vom Jugendkonzert „Total Beathoven“ kürzlich im Gothaer Kulturhaus, einem ziemlich coolen Geburtstagspräsent zum 250., nix, aber auch gar nix entgangen. Getragen von der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, gestaltet und moderiert vom britischen Dirigenten und Comedian Rainer Hersch und möglich gemacht durch rund 350 begeistert mitsingende Schüler, darunter 60 Kids aus der Eisenacher Oststadtschule und der Regelschule in Wutha-Farnroda. Die beteiligen sich beim hier angesiedelten „Sing-mit!“-Projekt und bereiteten die Premiere seit Monaten fleißig vor. Die beiden Schulen wurden von Kindern aus der Eisenacher Geschwister-Scholl Schule und dem freien Chor „Sing mit!“, der seit zwei Jahren im Mutterhaus der Diako probt, unterstützt.
Wissen spielerisch vermitteln
Punkt 11 Uhr ging’s los, zwanglos verschmolzen die jungen Akteure im Zuschauerraum des Saales mit dem restlichen Publikum. Obwohl es so aussah – ein normales Konzert wurde das nicht! Wer darf da denn schon laut Fragen stellen, die von gleichaltrigen „Experten“ auf der Bühne beantwortet werden. Wer darf dazwischenrufen, wenn er eine vom Moderator gestellte Frage beantworten kann, zum Beispiel wann und wo Beethoven geboren wurde, oder wie viele Musikstücke er komponiert hat… übrigens waren das sage und schreibe 722! Und, ach ja, sein erstes Konzert gab der kleine Ludwig schon mit 7 Jahren. Auf ganz entspannte Weise erfuhren Kinder, die vor ein paar Monaten mit dem Namen Ludwig Beethoven null Komma nichts hätten anfangen können, eine ganze Menge über ihn – Dass er Bratsche und Klavier spielte, nicht verheiratet war und dass er auch keine Kinder hatte, dafür viele Freundinnen, von denen wohl eine „Elise“ hieß. Für diese umrätselte Unbekannte komponierte er dann das gleichnamige Stück, das natürlich auch vorgespielt wurde.
Hunderte Kinderstimmen singen „Ode an die Freude“
Vergessen werden die Mädchen und Jungen die von Hersch in witziger Form vermittelten Kenntnisse gewiss nicht so bald, und auch die musikalischen Kostproben dürften Eindruck hinterlassen haben, zumal Marionetten des Puppenspielers Jürgen Weiß den einen oder anderen Inhalt der dargebotenen Stücke auf der Bühne illustrierten. Auf einem großen Bildschirm an der Decke konnte man das Frage-und-Antwort-Spiel nachvollziehen, auf einer Leinwand die vielen Porträtzeichnungen von Beethoven sehen, die von Schülern angefertigt und eingesandt worden waren. Als absolute Krönung des Konzerts – und diesem Finale fieberten die kleinen Chorsänger gegen Ende sicher bereits voller Ungeduld entgegen – erwies sich Beethovens etwas gekürzte und vom Solisten Patrick Rohbeck eingeleitete „Ode an die Freude“, in die schließlich Hunderte Kinderstimmen einfielen. Die Freude war buchstäblich greifbar, ansteckend und trieb manchem Tränen in die Augen, besonders als der Chor in ein fröhliches „Happy Birthday, Ludwig!“ überging. Jubel, Beifall und Getrampel der Kinder waren quasi das Dankeschön an die Orchestermusiker und Solisten, an den großartigen Conférencier Rainer Hersch, an alle Mitwirkenden und… ja, an sich selbst natürlich auch. Für hoffentlich viele ist „Sing mit!“ ein kultureller Türöffner geworden und „Beathoven“ ein nachhaltige Einladung auf mehr.