Hoffentlich geht es Dir gut
Zauberin Stefanie Krauß vermisst ihre kleine Spanierin und ist erschrocken über die Zahl der deutschen Streuner
Ist in Eisenach ein kleiner weißer Hund unterwegs, reagieren viele, die ihn sehen, gelassen, denn sie wissen: da dreht mal wieder Carlos seine Runden… und der findet heim. Es gibt sie also, die Mini-Abenteurer, die kurz zum Spaziergang und nach einer Prise Freiheit zurücklaufen. Ziehen fremde Hunde durch´s Stadtgebiet, ist die Gesellschaft alarmiert, postet, fotografiert und lädt hoch.
Als im April meine soeben aus dem Tierschutz erworbene spanische Hündin plötzlich das Weite suchte, habe ich nicht nur acht Wochen lang alles in Bewegung gesetzt, um sie aufzuspüren und einzufangen – leider erfolglos. Seitdem schloss ich mich in den sozialen Medien verschiedenen Gruppen an, die unter Stichworten wie „Hunde gefunden in Deutschland“ firmieren. Die Fülle von Such- und Fundmeldungen aus allen Bundesländern, die mich da täglich erreicht, finde ich nach wie vor überraschend. Nicht wenige sind Hunde aus dem Auslandstierschutz, fast immer ist die Rede von „Angsthunden“, ein Begriff, den auch wir für unsere verschwundene Tilda benutzten. Recht gedankenlos, meine ich heute, denn Unsicherheit und Furcht der aus unterschiedlichsten Situationen herausgelösten Tiere sollten eigentlich keinen verwundern: nach oft tagelanger Fahrt sehen sie sich mit neuen Menschen, neuer Sprache, neuen Gerüchen, unbekanntem Dies und angsteinflößendem Das konfrontiert. Viele kennen weder Futternapf noch Hundegeschirr und sind von Menschen, die sie ständig vollquatschen, angucken, anfassen und anleinen, um „Gassi“ zu gehen, zutiefst irritiert. Die Welt steht für sie Kopf! Bis der süße kleine Import das alles irgendwann kennengelernt und akzeptiert hat, braucht es vom Besitzer viel Einfühlungsvermögen, Geduld – und am Anfang unbedingte Kenntnisse, damit er nicht sofort wieder abhaut wie mir. Betrüblicher Fakt ist aber, dass in unserer Republik Scharen ausgerissener oder ausgesetzter Hunde herumlaufen. Oft suchen Trupps mit professionellen Pet-Trailern, häufig finden Besitzer ihre Ausreißer über die sozialen Medien wieder. Haben die Tiere jedoch keinen Chip oder einen, der nicht aktuell ist, wird die Rückführung schwierig; dann helfen auch die online Suchregister Tasso oder Findefix nix.
Oder alle Mühen sind vergebens wie bei meiner kleinen Spanierin. Sie war zwar gechippt und registriert, aber leider nicht doppelt gesichert. Tierschützer fordern, dass Besitzer eine Leine in der Hand und eine zweite um den Bauch tragen. Bloß: das weiß ich heute! Damals leider nicht. Und ebenso weiß ich heute, dass ich mir nie wieder einen ausländischen Hund im Netz bestellen würde. Über dessen Herkunft, sein bisheriges Leben und seine so geprägte Sozialisationsfähigkeit wird in der Regel nichts mitgeteilt und auch Papiere sind zweifelhaft. Sicherlich gibt es seriöse Anbieter, doch der Eindruck, dass mit Vermittlung von Tieren wie mit jeder anderen Ware einfach nur Geld gemacht wird, hat sich nach einigen Recherchen erhärtet. Wer sich einen Hund wünscht: Vierbeiner aus unseren Tierheimen warten auf neue Besitzer! Es ist sogar möglich, das Tier zuvor kennenzulernen und zu prüfen, ob man zusammenpasst.
Von Tilda habe ich nie wieder etwas gehört. Ich wünschte, sie wäre bei freundlichen Menschen untergekommen, die weder soziale Medien verfolgen noch Suchanzeigen lesen, darf dort ihr Hundeleben leben und manchmal von Andalusien und ihrem Rudel träumen. Es tut mir leid, kleine Tilda, hoffentlich geht es dir gut!